Geringfügige
Beschäftigung kennen wir als Minijob oder als 450-Euro-Job. Die letzte Bezeichnung ist seit 2022 Geschichte. Mit der aktuellen Anhebung des Mindestlohns auf 12,82 Euro brutto in der Stunde steigt ab 1. Januar 2025 die Verdienstgrenze für Minijobber auf 556 Euro.
Was Arbeitgeber von Minijobbern wissen müssen:
1. Was ist ein Minijob?
Geringfügig Beschäftigte, wie Angestellte im Minijob offiziell heißen, können in Unternehmen (gewerblich) oder in Privathaushalten (privat) arbeiten. Der Umfang ihrer Arbeitsstunden bemisst sich nach der Verdienstgrenze (Entgeltgrenze). Überschreitet der Verdienst die Grenze von jetzt
556 Euro im Monat, liegt keine geringfügige Beschäftigung mehr vor. Das hat Auswirkungen auf die Steuer- und Versicherungspflicht. Rein rechnerisch können Minijobber also rund
43 Stunden im Monat arbeiten, ohne die Verdienstgrenze zu überschreiten.
Nach dem Willen der Bundesregierung sollen Minijobber bis zu
10 Stunden in der Woche arbeiten dürfen. Wer Minijobber bis zu 10 Stunden in der Woche beschäftigt, befindet sich auf der sicheren Seite. Achtung! Nur in zwei Monaten dürfen Minijobber über die Verdienstgrenze hinaus verdienen, ohne ihren Status zu verlieren. Und zwar jeweils um bis zur Höhe der Entgeltgrenze (538 Euro). Minijobber können im Jahr demnach bis zu 14 Monatsgehälter verdienen, ohne ihren Status zu verlieren.
Wichtig! Auch Studierende, die BAföG beziehen, können nun 556 Euro im Monat dazuverdienen, ohne Abzüge vom BAföG. Bisher galt für BAföG-Beziehende eine verminderte Entgeltgrenze von 400 Euro im Monat. Diese Sonderregel ist seit Oktober 2022 gestrichen.
2. Die neue dynamische Verdienstgrenze
Die Verdienstgrenze ändert sich seit Oktober 2022 mit der Höhe des Mindestlohns. Die
Bundesregierung hat dafür eine
Formel festgelegt:
Mindestlohn × 10 Wochenstunden × 13 Wochen / 3 Monate
Für den
Mindestlohn von 12,82 Euro bedeutet das:
12,82 Euro (Mindestlohn ab Januar 2025) × 130 / 3 = 555,53 Euro
Nach dieser Formel wurde die
Entgeltgrenze (Verdienstgrenze) auf 556 Euro im Monat angehoben. Die gesetzliche Bestimmung des Mindestlohns soll ein Ausnahmefall bleiben. In Zukunft entscheidet wieder die unabhängige Mindestlohnkommission über die Höhe der
gesetzlichen Lohnuntergrenze – so heißt der Mindestlohn im Amtsdeutsch. Bei jeder weiteren Anhebung des Mindestlohns wird die Verdienstgrenze entsprechend der Formel mit steigen. Steigt der Mindestlohn etwa auf 14,00 Euro in der Stunde, dann steigt die Verdienstgrenze auf 541 Euro im Monat:
14,00 Euro × 130 / 3 = 606,67 Euro
3. Midijobber und Rentner als Minijobber
Rentner
Rentner in Altersrente können
unbegrenzt hinzuverdienen. Die Hinzuverdienstgrenze für Rentner wegen voller Erwerbsminderung beträgt in 2025 19.661,25 EUR und bei teilweiser Erwerbsminderung 39.322,50 EUR.
Midijobber
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die mehr als 556 Euro und bis
max. 2.000 EUR verdienen, gelten als sogenannte
Midijobber in der
Gleitzone.
Mehr Informationen zur neuen Midijob-Grenze bzw. Gleitzone erhalten Sie hier >>
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4. Wann gilt eine geringfügige Beschäftigung als kurzfristig?
Eine Stelle gilt als kurzfristige Beschäftigung, wenn Beschäftigte
- nicht mehr als drei Monate am Stück oder
- nicht mehr als 70 Tage im Kalenderjahr arbeiten und
- die Beschäftigung nicht berufsmäßig ausgeübt wird.
Die Fristen von drei Monaten oder 70 Tagen gelten auch für
mehrere kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse. Hat ein Minijobber schon 70 Tage bei Arbeitgeber A gearbeitet, dann kann er bei Arbeitgeber B keinen Minijob mehr annehmen. Stellt B ihn trotzdem ein, dann muss er den Arbeitnehmer als regulären Mitarbeiter einstellen. Die Dreimonatsregel gilt auch bei mehreren Minijobs in einem Jahr.
Wichtig! Der Dreimonatszeitraum gilt, wenn die Tätigkeit mindestens fünf Tage am Stück ausgeübt wird.
Was wir unter
Berufsmäßigkeit zu verstehen haben, erklärt die Minijob-Zentrale so: Berufsmäßig wird eine Beschäftigung unter anderem dann ausgeübt, wenn sie nicht von sogenannter "untergeordneter wirtschaftlicher Bedeutung" ist. Das heißt, sie darf nicht allein den Lebensunterhalt sichern.
Wichtig! Wer arbeitslos gemeldet ist, kann keine kurzfristige Beschäftigung annehmen. In dem Fall gilt der Job automatisch als berufsmäßig.
Als berufsmäßig gilt ein Beschäftigungsverhältnis auch dann, wenn von vornherein klar ist, dass es sich
regelmäßig wiederholen wird. Verstößt eine Beschäftigung gegen eine dieser Vorgaben, wird daraus ein
reguläres Arbeitsverhältnis.
Ausnahme: Verdient ein kurzfristiger Minijobber monatlich nicht mehr als den Betrag der aktuellen Verdienstgrenze für geringfügig Euro im Monat, dann fallen alle Einschränkungen weg. Denn der kurzfristige Mitarbeiter ist ja dann ein geringfügig Beschäftigter.
5. Minijobs im Haushalt
Minijobber können nicht nur in Gewerbebetrieben arbeiten, sondern auch Hausarbeit übernehmen. Betreuung von Kindern oder Senioren, Putzen oder Kochen, all das lässt sich für 538 Euro an geringfügig Beschäftigte delegieren. Der Gesetzgeber gibt
Privathaushalten zusätzliche Anreize, für die Einstellung von Minijobbern. Privathaushalte können 20 Prozent der Kosten einer Haushaltshilfe von der Einkommensteuer absetzen. Das gilt nur soweit die Kosten nicht anderweitig abgesetzt werden können - beispielsweise als Sonderausgaben für Kinderbetreuung.
6. Minijob und Steuern
Auf den Minijob fällt eine
pauschale Lohnsteuer von
2 % an, wenn der Arbeitgeber die Lohnsteuermerkmale abruft. Die Kirchensteuer ist in dieser Pauschale bereits enthalten, ebenso der Solidaritätszuschlag. Neben dieser 2% Pauschale besteht auch die Möglichkeit zu einer 20 % Pauschale nach §40a Abs. 2a EStG.
Nämlich dann, wenn der Arbeitgeber den Minijobber nicht mit der
Lohnsteuerkarte beziehungsweise der elektronischen Lohnsteuerkarte (ELStAM) beschäftigt. Für kurzfristig beschäftigte Minijobber gelten die Pauschalregelungen nicht.
Wichtig! Der Solidaritätszuschlag wird fällig, wenn der Minijobber ohne ELStAM arbeitet.
7. Sozialversicherungsabgaben im Minijob
Krankenversicherung
Die Krankenversicherung für den Mini-Jobber bezahlt der Arbeitgeber. Der Beitrag beträgt
13 % des Lohns.
Rentenversicherung
Der
Arbeitgeber zahlt einen pauschalen Beitrag von
15 Prozent an die Rentenversicherung. Die Beschäftigten müssen den Restbetrag von 3,6 % auf eigene Kosten zahlen, sofern sie sich nicht von der Rentenversicherungspflicht auf Antrag befreien lassen. Wer 538 Euro monatlich verdient, übernehme dann lediglich einen Eigenanteil von 19,37 Euro, rechnet die Deutsche Rentenversicherung vor.
Wer sich auf Antrag beim Arbeitgeber von der
Rentenversicherungspflicht befreien lässt, hat weiterhin keine Abzüge. Einen Fragen- und Antwortenkatalog mit Beispielen bietet die Deutsche Rentenversicherung an auf
www.deutsche-rentenversicherung-braunschweig-hannover.de oder am kostenlosen Servicetelefon: 08 00/10 00 48 0
Wichtig! Privathaushalte müssen nur je 5 % auf den Lohn in die Kranken- und Rentenversicherung abführen.
Gesetzliche Unfallversicherung
Ein Minijobber ist unfallversichert. Der Arbeitgeber muss ihn der gesetzlichen Unfallversicherung melden. Es gelten die jeweils
branchenüblichen Sätze. Privathaushalte zahlen pauschal 1,6 % im Monat in die Unfallversicherung.
Umlagen
Zusätzlich zu Sozialversicherungsbeiträgen und Steuern muss der Arbeitgeber verschiedene
Umlagen zahlen:
- Umlage1 für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall (1,1 %)
- Umlage2 für die Lohnfortzahlung bei Mutterschaft (0,24 %)
- Umlage für Insolvenzgeld (0,06 %)
Wichtig! Die Umlagen fallen auch für Minijobber in Privathaushalten an. Ausnahme: Die Insolvenzgeldumlage.
Folgendes
Beispiel soll die Gehaltsberechnung für einen geringfügig Beschäftigen aus der Sicht des Arbeitgebers darstellen. Hierbei wird ein monatliches Gehalt von 538,00 Euro angesetzt. Zusätzlich wird auf die Vorlage einer Lohnsteuerkarte verzichtet und der Arbeitnehmer bleibt rentenversicherungsfrei und ist nicht privat versichert.
Lohnsteuer
|
=
|
538,00 €
|
×
|
2,00 %
|
=
|
10,76 €
|
Rentenversicherung
|
=
|
538,00 €
|
×
|
15,00 %
|
=
|
80,70 €
|
Krankenkasse
|
=
|
538,00 €
|
×
|
13,00 %
|
=
|
69,94 €
|
Umlage 1
|
=
|
538,00 €
|
×
|
1,10 %
|
=
|
5,92 €
|
Umlage 2
|
=
|
538,00 €
|
×
|
0,24 %
|
=
|
1,29 €
|
Insolvenzgeldumlage
|
=
|
538,00 €
|
×
|
0,06 %
|
=
|
0,32 €
|
Summe
|
|
|
|
31,40 %
|
=
|
168,93 €
|
Daraus ergibt sich für den Arbeitgeber eine
Gesamt-Belastung von 706,93 €, die sich aus 538 € Gehalt + 168,93 € gesetzlicher Abgaben zusammensetzt.
Hilfreiche Excel-Tools
Kostenloses Excel-Tool: Formular für die Abrechnung von Minijobs
Kostenloses Excel-Tool: Abgabenrechner für Minijobs bei privaten Haushalten
Quelle:
s. Webtipps
letzte Änderung W.V.R.
am 25.11.2024
Autor(en):
Wolf von Rechenberg
Bild:
Bildagentur Panthermedia/ Wolfgang Filser
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Autor:in